Kirchgasse 17, Marienkirche

Holzkirche
1367 wird innerhalb der Stadtmauern eine Holzkirche erwähnt, die Heinrich von Ysenburg wieder herstellen ließ. Sie dürfte auf einen Gründungsversuch des Ordens der Wilhelmiten zurückgehen.

Basilika
1377 wurde der Fachwerkbau durch eine steinerne Pfeilerbasilika mit Nordturm ersetzt. Ursache für die ungewöhnliche Nord-Süd-Ausrichtung des Gebäudes war die dichte Bebauung der Altstadt. Der unsichere Kirchgang zur Remigiuskirche blieb den Einwohnern jetzt erspart. Erhalten sind das jetzige Untergeschoss des Turms, das (darin vermauerte) Eingangsportal mit Wappen und Namen der Erbauer, Johann von Ysenburg und Gattin Sophie von Wertheim. Die Familie hat die Basilika deutlich gefördert, denn sie besaß hier das Patronatsrecht.

Spätgotische Hallenkirche
1491 wurde das Gotteshaus geweiht und vier Jahre danach wurde das Taufsakrament von St. Remigius in die Marienkirche übertragen. Als Residenzkirche sollte sie die gewachsene Reputation des Grafenhauses demonstrieren. So zeigen die Wappenreihen an den Schnittpunkten der Gewölberippen in Chor und Schiff die Ahnenfolge des Grafen Ludwig II. und seiner Gemahlin Maria Gräfin von Nassau.

Reformation und Calvinismus
1543 wurde die Reformation Luthers offiziell in Büdingen eingeführt. 1556 wurde zwischen Turm und Kirchenraum die „Neue Schule“ als Lateinschule eingefügt. 1601 wurde die Stadt unter Graf Wolfgang Ernst I. calvinistisch. Von der spätgotischen Ausstattung, fünf Altären, Sakramentshaus, „Heiligem Grab“ und Orgel blieb nichts erhalten. Er ließ 1602 auch den alten Annenchor im Süden niederlegen und hier das Konsistorium (Presbyterium) mit seinen geschweiften Renaissance-Giebeln errichten.

Mit der Restaurierung von 1956 wurde das große Fresko über dem Triumphbogen (Darstellung des Jüngsten Gerichts), die Bauinschriften und die Wappen Ysenburg und Nassau freigelegt. Im Chor, der vom 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts als Grablege der Ysenburger Grafen diente, erhebt sich das prächtige Renaissance-Epitaph für Anton Graf zu Ysenburg und seine Gemahlin Elisabeth Gräfin zu Wied, geschaffen 1563 von dem Büdinger Bildhauer Caspar Walrab. Sehenswert sind das spätgotische Kruzifix auf dem Altar, die barocke Sandsteinkanzel von 1745 und der ursprünglich gotische Taufstein. Der Turm wurde beim spätgotischen Umbau wegen der Nähe zum Schloss wohl bewusst niedrig gehalten. Die barocke Haube erhielt er erst 1776. Seit 1817 dient die Marienkirche den beiden unierten Konfessionen als evangelisches Gotteshaus.

Quelle: Texte von Margot Manz und Dr. Klaus-Peter Decker

Die Marienkirche in historischen Ansichten, Quelle: Geschichtswerkstatt Büdingen, u.a. Bildband: Büdingen in historischen Ansichten, 2020


Grundrissskizze der Marienkirche mit Bauabschnitten, Heinrich Wagner, Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen. Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen, Darmstadt 1890

 

Chor

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