Fürstenschmaus & Bauernbrei

Siehe auch: Sonderausstellung Fürstenschmaus & Bauernbrei

Die Küche der Bauern
Bei den Bauern war die Küche der einzige Ort, an dem es Feuer und damit auch Wärme und Licht gab. Hier wurde gearbeitet, geschlafen, gekocht und gegessen. Decken und Wände waren durch den Ruß des offenen Feuers schwarz. Die Flammen durften nicht erlöschen, nachts wurde die Glut unter einer Tonhaube aufbewahrt, die man morgens leicht wieder entflammen konnte.
Die Ausstattung war bescheiden. Die wichtigsten Kochutensilien - Spieß und Kessel - hingen über dem offenen Feuer. Die meisten Mahlzeiten wurden in einem großen Kessel über dem Feuer zubereitet. Eintöpfe, Breie und Suppen waren daher die häufigsten Speisen. Der Kessel blieb ununterbrochen über der Flamme, Essensreste wurden direkt wieder zu neuem Essen verarbeitet.
Gekocht wurde an einer kniehoch aufgemauerten offenen Feuerstelle. Dabei befand sich diese auch in wohlhabenden Haushalten in der Mitte des Wohnraums und heizte gleichzeitig die Räume. Erst im Hochmittelalter schrieben die Feuerverordnungen vieler Städte vor, dass Häuser einen gemauerten Kamin haben mussten.
Backöfen fand man nur in größeren Haushalten und Bäckereien. In vielen Gemeinden hatte man Backhäuser, in denen jeder sein Brot backen konnte.

Die Küche des Adels
In wohlhabenden, großen Haushalten befand sich die Küche oft in einem separaten Gebäude.
Es gab zum Teil riesige Küchenanlagen mit bis zu sieben Herdstellen und einem Koch als Oberaufseher. In einer herrschaftlichen Küche gab es viel Personal, dazu kamen die Bediensteten, die sich um die Bewirtung der Gäste kümmerten oder die Vorräte verwalteten.
Backöfen, Dreifußtöpfe, Pfannen, Waffeleisen, Siebe, Reiben, Bratenroste und drehbare Bratenspieße waren teuer und meist nur in vermögenden Haushalten zu finden. Bratenspieße gab es in verschiedenen Größen, damit konnte von der Wachtel bis zum Ochsen alles am offenen Feuer gegart werden. Töpfe und Kessel hingen an längenverstellbaren Ketten über dem Feuer, um die Hitzeeinwirkung regulieren zu können.

Geschirr und Besteck der Bauern
Als Teller benutzte man ein Holzbrett oder eine Scheibe Brot, die man nach der Mahlzeit entweder selbst aß oder sie den Hunden gab. Manchmal teilte man sich mit seinem Nachbarn einfach eine große Schüssel. Trinkgefäße bestanden meist nur aus Holz oder Keramik.
Die Gabel diente zum Herausholen des Fleisches aus der Brühe oder zum Festhalten beim Schneiden, bei Tisch wurde sie nicht benutzt, Fleisch (wenn es denn welches gab) wurde mit den Fingern gegessen. Da zumeist Brei oder Suppe auf den Tisch kam, war der Löffel das wichtigste Besteckteil.

Geschirr und Besteck des Adels
Man benutzte Scheiben aus Brot oder Teller aus Holz oder Zinn als Unterlage. Die mit Fett und Bratensaft getränkten Brotscheiben verteilte man mit den Überresten der Mahlzeiten an Bedürftige.
Fleisch wurde im Speisesaal vor den Augen der Gäste tranchiert, man erwartete jedoch von den Gästen, dass sie ihr eigenes Messer mitbringen würden, um ihr Fleisch zu schneiden. Löffel hingegen wurden zum Essen gereicht. Gabeln waren aufgrund ihrer Form bis zum Ende des Mittelalters als Werkzeug des Teufels verschrien.
Teller, Becher und Kannen aus Holz waren bis ins 19. Jahrhundert verbreitet, sind aber nur sehr spärlich bis in unsere Zeit erhalten. Kannen aus Kiefernholz wurden, wie große Fässer, aus einzelnen Längshölzern zusammengesetzt und mit Metallreifen fixiert, gedrechselte Kannen kamen eher selten vor. Halbrunde Schälchen dienten als Trinkgefäße.
Es gab auch Schüsseln (teils mit Deckeln), Holzteller mit leicht verdickten Rändern und in der Form unserer heutigen Suppenteller.
Bis zum 10. Jahrhundert waren Gläser in reichen Häusern sehr beliebt. Eine besondere Form war der „Tümmler“, ein Gefäß ohne eine gerade Standfläche und mit halbkugeligem oder glockenförmigem Körper.
Zu Anfang des 13. Jahrhunderts wurde Glas wieder geschätzt, diesmal in einer Vielzahl an Formen, mit bunter Emaille-Bemalung oder aufgesetzten Glastropfen. Im 14. Jahrhundert kamen die „Krautstrünke“ auf. Es gab auch Glasschalen, -kannen und -flaschen, eine größere Verbreitung erfuhren sie aber erst im Hochmittelalter.
Ab dem 15. Jahrhundert schmückten Adlige und begüterte Bürger ihre Tafeln mit wertvollem Geschirr aus Silber und Gold.

Hunger und Mangel
Durch Missernten, Dürren, Hochwasser, Kriege und Plünderungen mangelte es immer wieder an ausreichender Nahrung. Zwischen den Jahren 1043 und 1045, sowie 1195, 1198 und 1225/1226 kam es in weiten Teilen Europas zu Hungerkatastrophen.
Da ca. 80% des Einkommens eines Haushalts für Lebensmittel aufgewendet werden musste, konnte schon ein starker Preisanstieg nach Missernten zu Hunger führen. Skelettfunde aus dem Mittelalter belegen entsprechende Ernährungsmängel, die zu einer höheren Anfälligkeit gegenüber Krankheiten führten und gerade Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigten.

Nahrungsmittel
Getreidebreie und -grützen zählten im Mittelalter in allen Schichten zu den Grundnahrungsmitteln. Brot war im 10. Jahrhundert auch in Klöstern ein nicht alltägliches Nahrungsmittel, während es im 13. Jahrhundert auch in ärmeren Bevölkerungsschichten täglich gegessen wurde.
Gerste, Hirse, Hafer und Roggen waren die hauptsächlichen Getreidearten. Weizen spielte im nördlichen Europa eine Nebenrolle, da er gute Böden benötigt. Roggen ist hingegen ein anspruchsloses Getreide, das auch auf mageren Böden gedeiht. Buchweizen, ein Knöterichgewächs, wurde ab dem 14. Jahrhundert in größerem Umfang angebaut.
Die Ernteerträge aller Getreidearten waren bis zum 15. Jahrhundert sehr niedrig: Ein gesätes Korn brachte durchschnittlich nur 3,2 Körner hervor. Heute wird in Europa das 20- bis 25-fache der Saatmenge geerntet.
Auf den Tisch kam weiterhin heimisches Gemüse wie Rüben, Kohl, Lauch, Rettich, Möhren, Zwiebeln, Kürbisse, Gurken, Fenchel, Erbsen, Linsen und Dicke Bohnen. Außerdem gab es heimisches Obst, im Frühjahr auch Wildsalate. Gewürzt wurde mit einheimischen Kräutern wie Petersilie, Minze, Dill, Kümmel und Schalotten.
Hausschwein und -huhn waren die wichtigsten Fleischlieferanten, es gab auch Schaf- und Ziegenfleisch.
Ab dem 10. Jahrhundert gehörten getrockneter Kabeljau und gesalzener Hering zu den europaweit gehandelten Lebensmitteln, daneben wurden unterschiedliche Arten von Süß- und Salzwasserfischen gegessen.
Bei den kleinen Handwerkern Büdingens spielten Bäcker und Metzger (Schirn und Schlachthaus) eine wichtige Rolle bei der Ernährung.

Brunnen und Wasserrohre
Die Wasserversorgung war im Mittelalter auf dem Land in den meisten Regionen kein Problem. Das Wasser wurde aus offenen Gewässern geschöpft. In der Stadt und in den Gebieten, in denen keine offenen Gewässer zugänglich waren, mussten Brunnen gebaut werden.
Die ersten Wasserrohre waren aus Holz, die mit Eisenringen verbunden waren. Später wurden tönerne Rohre benutzt, die so hergestellt wurden, dass die Leitungsstücke ineinander gesteckt werden konnten. Man nutzte das natürliche Gefälle von der Quelle zum Brunnen, um das Wasser zu leiten. Wo kein natürliches Gefälle vorhanden war, musste das Wasser, zum Beispiel mit Schöpfrädern, künstlich gehoben werden.
Büdingens älteste Wasserleitung führte in hölzernen Rohren vom Quellenbereich in der Nähe der Buntsandsteinbrüche „Am Hain“ zum Brunnen am historischen Rathaus, dem heutigen Heuson-Museum. Der ursprüngliche Rathausborn wurde 1495 gebaut. Wie wichtig sauberes Wasser war, lässt sich auch daran ermessen, dass es einen Brunnenmeister gab, der für die Pflege des Rathausborns zuständig war.
Der Brunnen auf dem Marktplatz entstand Ende des 17. Jahrhunderts. Älter war der Brunnen in der Neustadt, der sich nördlich vor dem Abzweig der Straßen Obergasse – Neustadt befunden hat. Er wird schon 1538 in einer Abrechnung genannt und wurde 1887 abgerissen. Einige Häuser hatten auch eine eigene Wasserversorgung, so z. B. das Steinerne Haus und der Oberhof.

 

Literatur zu Fürstenschmaus & Bauernbrei

Büdinger Geschichtsblätter Band 1, 1957
Walter Nieß, Die Schweinemast im Büdinger Wald, S. 123-132

Büdinger Geschichtsblätter Band 12, 1984
Edmund Spohr
Mühlen, Mahlen, Mehl … Ein Beitrag zur kulturhistorischen Entwicklung der Mehlgewinnung von den Anfängen bis in die Heimatgemeinde, S. 183-192

Edmund Spohr
Die Mühlen im Gericht Reichenbach. Ihre Lage und Verbreitung, Eigentums- und Rechtsverhältnisse, Wirtschaftlichkeit, S. 193-222

Büdinger Geschichtsblätter Band 24, 2016
Klaus-Peter Decker: Büdingen und sein Wasser. Von der Brunnenröhre zum Hochbehälter, S. 9-36

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