Leserbrief von Dr. Klaus-Peter Decker zum Artikel "Ein untragbarer Zustand" im KA vom 17.4.19, S. 16:

Das Büdinger Stadtarchiv kann sich sehen lassen. Es wurde eingerichtet von Peter Nieß (+1965) und weitergeführt von Hans-Velten Heuson (+2002), Persönlichkeiten, die wegen ihrer Verdienste um die Geschichte und die Bauwerke der Stadt zu Ehrenbürgern ernannt wurden. Auch der Nachfolger Peter Zinnkann hat Beträchtliches geleistet, etwa Berge von Akten aus den Stadtteilen übernommen und integriert. Vor allem hat er in unkonventioneller Art und großer Hilfsbereitschaft das Archiv im Alten Gymnasium zu einem Service-Zentrum gemacht, wo jeder Benutzer, vom Universitätsprofessor bis zum Schüler, Antwort auf seine Fragen erhielt oder mit Material versorgt wurde.

Unerfindlich bleibt daher, dass ein in seinem Metier geschätzter Mitarbeiter, dem man nur vorwerfen kann, seine Arbeit zu wenig ins Licht der Öffentlichkeit gerückt zu haben, kurz vor dem Ruhestand verwaltungsintern ohne Angabe von Gründen auf die Poststelle abgeschoben wurde. Das Archiv ist daher seit längerem unzugänglich, der Übergang an einen geeigneten Nachfolger, der mit Hilfe des Landesarchivs gefunden und gründlich eingearbeitet werden sollte, ist äußerst erschwert. Doch das Archiv ist für eine Stadt wie Büdingen, die sich mit ihrer Geschichte schmückt und sie als touristisches Kapital nutzt, eine unverzichtbare Tür zur Vergangenheit, Lernort und Stätte des Forschens, es sichert aber zugleich auch wichtige Zeugnisse unserer Gegenwart für die Zukunft. Und vor einer Digitalisierung, die als Allheilmittel gern vorschnell ins Feld geführt wird, steht die eigentliche Arbeit des Archivars: das Sichten und Bewerten, die Ordnung, Erschließung und Verzeichnung der Bestände. Bleibt zu hoffen, dass die kommunalpolitisch Verantwortlichen den Wert dieses historischen Gedächtnisses erkennen, auch für die Stadtteile,  und  im Archiv nicht nur einen Haufen störenden Papiers mit unverständlichem Inhalt sehen. 

Dr. Klaus-Peter Decker, Historiker, Hannerstr. 2, 63654 Büdingen

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